Geschichte
der Reformierten Kirche Mittleres Fricktal
Um die Jahrhundertwende waren die damals wenig zahlreichen reformierten Glaubensgenossen aus der Gegend von Stein gezwungen den Weg zum sonntäglichen Gottesdienst über den Rhein nach Säckingen unter die Füsse zu nehmen. Erst 1910 gelang es den rund 140 reformierten Einwohnern von Stein einen Seelsorger aus Bözen zu finden, der in Stein selber regelmässig die Sonntagspredigt hielt. Diese wurde anfangs im Saal des Gasthauses „Adler“ und später im Schulhaus abgehalten.
1913 beschlossen die Reformierten eine selbständige, evangelisch-reformierte Kirchgenossenschaft ins Leben zu rufen, welche die Gemeinden Stein, Mumpf, Obermumpf, Wallbach, Münchwilen und Sisseln umfasste. Die Stimmen mehrten sich, die ein eigenes Gotteshaus errichten wollten, und bereits am 23. Oktober 1927 konnte die, unter baulicher Leitung von Architekt Haller aus Kölliken errichtete Kirche, eingeweiht werden.
Es handelte sich um eine kleine, über einem gestreckten Achteckgrundriss errichtete Saalkirche mit Walmdach (geneigte Dachflächen auch auf der Giebelseite). Der ebenfalls achteckige Dachreiter wurde mit Holzschindeln verrandet und dessen geschweifter Helm mit Kupferblech verkleidet. Das Innere der Kirche wurde längsseitig von Rundbogenfenstern mit ornamentaler Farbverglasung belichtet.
Der Eingang in die Kirche befand sich als Portalvorbau auf der Südseite.
Nach der Umwandlung der Kirchgenossenschaft in eine Kirchgemeinde 1962 wurde noch im gleichen Jahr nördlich der Kirche ein Pfarrhaus erstellt. Gleichzeitig nahm man die längst fällige Aussen- und Innenrenovation des Gotteshauses an die Hand.
Diese grossen Investitionen konnten nur dank des 1933 verstorbenen Hermann Herensberger getätigt werden. Dieser hatte nämlich der evangelisch-reformierten Kirchgenossenschaft sein gesamtes Vermögen (im damaligen Wert von CHF 45'000.-) vermacht. Darunter befanden sich auch 5.5 Jucharten Land und zwei Liegenschaften. Das Land erwies sich im Laufe der Zeit als Vermögensschatz erster Güte, stiegen doch die Bodenpreise im Fricktal dank der Industrialisierung rapide in die Höhe.
Zur Erinnerung an den Wohltäter wurde 1962 vor der Kirche ein Gedenkstein aufgerichtet.
1981 entstand nach Plänen von Strasser und Droz ein „Kirchliches Zentrum“. Auch hier ermöglichte ein grösserer Landverkauf das ganze Projekt ohne Steuererhöhung zu finanzieren.
Die bemerkenswerte Idee eines Anbaus an die bestehende Kirche und eines dazu rechtwinklig stehenden Neubaus mit gemeinsamem Eingang konnte verhindern, dass das lieb gewordene alte Kirchlein abgerissen werden musste.
Nach der Verlegung des Eingangs auf die Nordseite wurde der ehemalige südseitige Portalvorbau als kleiner Chorraum umgestaltet. Die beiden Kunststein-Säulen wurden in die neue Aussenfassade integriert.
2012 wurde das Kirchenzentrum unter der Leitung des Steiner Architekten René Birri umfassend renoviert und behindertengerecht umgebaut. Heute ist es ein einladendes und vielfältig nutzbares Gebäude, das in Bezug auf Technik und Energie die modernsten Anforderungen erfüllt.